Fluch der Karibik, die Fahrt nach Corn Island

7 03 2011

Der Fluch der Karibik: hiermit ist die wunderschoene Fahrt zu einer der schoensten Inseln, die Nicaragua zu bieten hat, gemeint.

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Auf den Rat vieler Freunde und Kollegen, hatten wir uns entschieden, die karibischen Inseln Little Corn und Big Corn zu besuchen. Nachdem wir Ometepe verlassen hatten und die Fahrt mit der Faehre wunderschoen war, hatten wir uns auch fuer die 6 Stunden Faehre in der Karibik entschieden, und die 8 Stunden Busfahrt um zuerst an die Kueste zu kommen.

In unserem Hostel damals in San Juan del Sur hatten wir schon einem Amerikaner von unserem Vorhaben erzaehlt, der uns nur mit grossen Augen anschaute und  meinte, das hoert man nicht hofft, dass Backpacker diesen Weg waehlen und nicht einfach mit dem Flieger fliegen, der nur eine Stunde dauert und nicht 2 Tage. Was allerdings sehr nett von ihm war, dass er uns noch kandierten Igwer mitgegeben hat, der uebrigens sehr gut hift bei 4 Meter hohen Wellen.

Wir starteten eines morgens mit dem Expreso Bus nach Managua. Um 7:30 sollte dieser abfahren, was allerdings nicht bedeutet er faehrt auch um diese Uhrzeit, nein, er kann auch spaeter fahren oder gar nicht – das kennt man ja von der BVG – aber das dieser Bus tatsaechlich frueher faehrt, dass habe ich auch nicht glauben wollen.

Es war eine sehr interessante Fahrt nach Manuga. Im Bus sitzen auf der einen Seite 2 Personen und auf der anderen 3 Personen, aber da kann man ja mal versuchen als normal gewachsener Europaer seine Knie hinter den Sitz zu bekommen, sodass auch drei Personen nebeneinander hinpassen. Ich habe es versucht unter Aufsicht des Buspersonals und mir ist es leider nicht geglueckt. Dafuer kamen dann ab und zu veraergerte Blicke von den anderen Passagieren, die keinen Sitzplatz hatten.

Uebrigens gibt es in diesem Land kein „zu voll, wir koennen sie leider nicht mehr mitnehmen“, hier ist immer Platz fuer jeden, egal wo. Wenn da irgendwo Luft ist und man im Bus von einer zur andern Fensterscheibe schauen kann, dann ist da noch eine Menge Platz. Das betrifft auch die Boote auf unserer Reise zu den Inseln. Oft dachte ich, wir sitzte in einem ueberladenen Fluechtlingsboot und wir fahren nicht auf eine Insel sondern in die Freiheit nach „USA“ ;-). Was ich allerdings bewundernswert fand ist, dass sobald eine aeltere Frau oder eine Frau mit Kind den Bus betritt, stehen sofort und ganz selbstverstaendlich die Maenner auf und lassen die Frauen sitzten. Wohlgemerkt, bei einer Fahrt von 4 Stunden. Es kann hier noch so eng sein und eigentlich unangenehm, aber hier stoert es keinen Menschen. Mit der besten Ruhe und Entspanntheit nehmen die hier alles in Kauf und kein einziger maeckert oder regt sich auf. Selbst wenn man im Bus von einem Kind angebrochen wird oder sich ein Betrunkener im Bus uebergeben muss, alles normal (beides haben wir uebrigens auf einer Fahrt beobachtet).

Von Managua, der Hauptstadt dieses wunderschoenen Landes, sei noch kurz erwaehnt, gibt es keine Fotos, und dies hat zwei Gruende. Die Stadt ist einfach nicht sehr schoen und wir hatten einfach nur Angst um unsere Kamera, denn die Kriminalitaet ist hier selbst am Tage sehr hoch.

Dann wechseln wir in einen grossen, anfangs sehr vollen Bus...

Von Managua nach ging es ins Landesinnere nach Juigalpa, mit einem kleinen Expresobus, also einem Kleinbus in dem in Deutschland 8 Personen sitzen und hier gefuehlte 16, selbst auf einem Hocker vor der Tuer. Als wir in Managua am Busbahnhof aus dem Taxi ausstiegen, mussten wir sofort auf unser Gepaeck aufpassen, denn es kamen ca. 6 kleine Menschen auf uns zu und wollten sich das Gepaeck aus dem Kofferraum reissen und  es zu einen der Busse bringen, wo sie hofften wir dahin wollen. Das ist uns auch in Juigalpa passiert. Kaum angekommen, war unser Gepaeck schon auf dem Dach eines Busses der zur Abfahrt bereit war. Wir dachten erst daran den naechsten zu nehmen, weil dieser sehr voll war, doch da war es schon zu spaet. Es folgten 4 Stunden in einem ueberfuellten Bus, ab nach Rama in die Autonome Atlantische Region. Es gibt zwei autonome Regionen in Nicaragua, diese sind nach der neuen Verfassung im Jahre 1987 enstanden. Die beiden autonomen Regionen grenzen sich auch in der Sprache vom Rest des Landes ab, hier wird kreolisches Englisch gesprochen, was nicht wirklich sehr viel mit dem normalen Englisch gemeinsam hat. Der Grossteil der Menschen hier spricht zwei Sprachen, Spanisch und Englisch. Die Karibische Kueste ist auch deshalb anders als der Rest des Landes, weil es eben karibisch ist: Viele Schwarze, englische Sprache und Raggea-Musik. Yeaahh!

Waehrend der Busfahrt erlebten wir nicht nur immer wieder, wie das Buspersonal waehrend der Fahrt auf dem Dach rumsprang um Gepaeck zu sichern und zwei Minuten spaeter gleich wieder im Bus war. Sondern auch einen Wechsel der Klimazonen in einem Land, es wurde durchgehend gruener und feuchter, wir erlebten sogar den ersten Regen waehrend der Fahrt und hofften auf gute Reifen beim Bus.

In El Rama angekommen waren wir froh, die Fahrt ueberstanden zu haben und suchten uns gleich eine kleine Unterkunft. EL Rama ist ein Ort den man nicht unbedingt besuchen muss wenn er nicht gerade auf der Reiseroute liegt.

Am naechsten Tag ging es weiter von El Rama mit einem Schnellboot auf dem Rio Escondido nach Bluefields (es gibt keine Verbindung auf dem Festland von Managua aus, man muss Bus und Faehre benutzen). Der Name Schnellboot war durchaus zutreffend, wir schossen foermlich in einem kleinen langen Kahn ueber das Wasser, sahen kleinste Huetten am Rand auf Stelzen und erlebten wie eine Kuhherde mitten durch den Fluss mit zwei Booten getrieben wurde.

Bluefields liegt fast direkt an der karibischen Kueste und wurde damals nach einem der Gruender, einem hollaendischen Piraten so benannt. In diesem Ort gibt es nicht wirklich viel, einen grossen Hafen und eine Menge Hotels. Die Stadt ist die Hauptstadt der Autonomen Region del Atlantico Sur und ist entstanden aus einer kleinen Priatensiedlung.Wir blieben hier eine Nacht am naechsten Morgen, wagten wir dann die Reise in einem ‚Fluechtlingsboot‘ zu den Inseln.

Naechster Tag: Die Fahrt von Bluefields nach Corn Island. 6 Stunden auf der Faehre

Von der folgenden Prozedur haben wir schon in einem anderem Blog gelesen und wollten es nicht glauben, aber es ist wahr. Alle Leute gehen auf den Kahn und suchen sich ein Platz. Nach langen Minuten des Wartens duerfen alle das Boot wieder verlassen um sich nochmal anzustellen, und beim Betreten des Bootes eine Schwimmweste zu bekommen und die Tickets abzugeben! Warum man das nicht gleich macht oder auf dem Boot war uns nicht verstaendlich. Allerdings gab es naturlich auch die geuebten Mallorca-Strandbesucher die es nicht vergessen haben ihren vorher erkaempften Platz mit ihrem Gepaeck zu reservieren (hiermit muss man allerdings sehr vorsichtig mit sein, denn es kann sein dass in dem unbeaufsichtigtem Gepaeck etwas versteckt wird was man nicht unbedingt haben moechte).

Auf dem Boot hat man die Moeglichkeit, im Inneren mit einer Klimaanlage zu sitzen oder draussen im Freien, vorn und hinten. Wir entschieden uns fuer vorne im Freien (woanders war auch kein Platz mehr frei) also genau an der Spitze, wo es richtig gut abging. Die ersten Meter waren noch im ruhigen Gewaesser, hier erlebten wir live eine Akupunkturbehandlung an einem Franzosen durch einen Kanadier, der Franzosen hatte sich beim Kaugummikauen den Unterkiefer an beiden Seiten ausgerenkt, und den Mund nicht mehr zubekommen. Waere bestimmt lustig geworden, wenn der mit dem ausgerenkten Kiefer seekrank geworden waere. Aber der Akupunkteur hat noch massiert und dann war der Mund wieder zu.

Die weitere Fahrt war echt ihr Geld wert, kaum hatten wir den offenen Ozean erreicht, ging es hoch und runter, der vordere Teil des Bootes wurde im 3 Minutentakt geflutet, die Wellen waren so hoch das wir manchmal mit der Spitze ins Wasser eintauchten. Zum Anfang hoerte man noch meist froehliches Aufschreien und Lachen wie bei einer Achterbahnfahrt, allerdings hoerte das dann bald auf. Die ersten fingen langsam an, sich das Fruehstueck nocheinmal durch den Kopf gehen zu lassen und spaeter dann auch das Essen vom Abend zuvor.

Unser Kahn hatte unglaubliche Geschwindigkeit und selbst ein Delphin wollte uns auf dieser Fahrt begleiten und schwomm direkt unterm Kiel des Bootes, ich konnte ihn fast anfassen und dachte auch kurz daran ein Foto zumachen, aber die Angst, dabei mein Handy dann bei den Fischen zusehen war dann doch groesser.

Tina erlebte die Fahrt in einem kleinem Rausch; sie war vollgepumpt mit 3 Reisetabletten und Ingwer. Ich hatte versucht mich mit Musik und einem kleinen Spiel mit einem Einheimischen abzulenken (wir wetteten bei jeder Welle ob diese uns flutet oder nicht), was auch gut funktioniert hat.

Ich habe noch nie in meinem Leben so viele Menschen auf einem mal kotzen gesehen, die meisten hingen unter der Reling am Bootsrand, andere nahmen einen Beutel (eine Frau war ganz super und waehlte einen durchsichtigen) und wiederum andere versuchten ueber Bord zu spucken und dies allerdings zum Uebel der Personen die weiter hinten standen und alles abbekommen haben.

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Gegen Nachmittag erreichten wir dann die wunderschoene Inseln Big Corn Island, es folgte dann noch eine kurze Fahrt mit einer Panga (Schnellboot) rueber zu Little Corn Island und wir wahren nach zwei Tagen am Ziel unserer Reise angekommen. Wir koennen diese Art der Reise von Managua nach Corn Island nur jedem empfehlen der mal etwas erleben moechte und auch Orte in Nica sehen will die man sonst nicht im Reisefuehrer empfohlen bekommt.



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