Von Panama nach Kolumbien

29 04 2011

Wir hatten schon eine Weile keine Gelegenheit mehr, von unseren Reiseerlebnissen zu berichten, ueber einen Monat. Das liegt daran, dass wir fast ununterbrochen unterwegs waren und kaum Zeit hatten, zurueckzublicken und zu Papier zu bringen. Das letzte Mal haben wir ueber Costa Rica geschrieben, und seitdem haben wir viel erlebt. Wenn wir das alles aufschreiben wuerden, kaemen bestimmt einige Seiten zusammen, aber die interessantesten Erlebnisse wollen wir euch nicht vorenthalten. Eine kurze Zusammenfassung:

Als wir zuletzt geschrieben haben, waren wir gerade im karibischen Cahuita, unweit  vor der Grenze zu Panama, wo wir noch den Nationalpark besucht haben und von einem garstigen Affen beklaut wurden! Ein kleines Kapuzzineraeffchen kam furchtlos von seinem Baum und auf uns zu, da wir gerade gegessen hatten, und stahl mir mit einem ultraschnellen Handgriff meine Bananenchips. Sein kleines Haendchen verschwand in der Tuete und mit seiner Beute kletterte er zurueck auf seinen Ast. Post-Diebstahl Fotos koennt ihr unter Fotos – Costa Rica – Cahuita betrachten.

Mit dem Bus sind wir dann bis an die Grenze gefahren nach Sixaola, um diese zu Fuss zu ueberqueren und die Einreiseformalitaeten abzuwickeln. Das Ueberqueren allein war schon aufregend, ueber eine riesige, lange Bruecke, die nur mit Bretterbalken belegt waren, durften wir ueber den Grenzfluss schreiten. Es gibt an der Grenze viele Helfer, die einem die wichtigen Zettel aushaendigen, beim Ausfuellen helfen, und einem sagen wann man sich in welcher Reihe anstellen muss. Das absurdeste war dort jedoch, dass man sich ein Busticket kaufen musste, das die Ausreise aus Panama schriftlich bestaetigt (es sei denn man hat ein Flugticket aus Panama heraus, das wir nicht hatten). Dieser Bus, den es uebrigens gar nicht gibt, sollte nach San Jose in Costa Rica gehen, noch am gleichen Tag, und auch noch 12 Dollar pro Person kosten.  Ein paar Leute verdienen sich dort wohl etwas dazu.

In Panama angekommen sind wir nach Bocas del Toro gefahren, ein Archipel aus 6 Hauptinseln und vielen kleinen Mangroven-Inseln im karibischen Meer. Auf der Insel Bastimentos haben wir uns in einem Hostel direkt am Wasser niedergelassen. Alle Haueser dort sind wie Bootshauser, mit langen Stegen ueber dem Wasser. Das Hostel ¨Hospedaje el Jaguar¨ist benannt nach seinem Eigentuemer, Jaguar, ein dunkel pigmentiertes, Tanz-liebendes Unikat. Als wir dort waren, war zufaellig auch gerade ein 2-taegiges Bootsrennen, vom Hauptsteg aus, der direkt neben dem Hostel lag. Es gabe viel laute Musik, alkoholisierte Einheimische und eben diverse Boots- und Ruderwettbewerbe. Alex wollte noch am Kanuwettfahren teilnehmen, doch an dem Tag waren wir gerade Tauchen (2 Tauchgaenge, der erste zu einem Schriffswrack, der zweite an einer Riffwand, mit vielen Fischen und Seesternen). In der Mitte der Bootsrennstrecke hatten viele private (Party-)Boote geankert, um von dort das Rennen zu beobachten. Wir haben uns dann auch ein Motorboot ausgeliehen, mit 15 PS, und sind damit erst um die vielen winzigen Mangroven-Inseln gefahren (haben Delfine gesehen), und haben uns dann zu den anderen Booten in die Mitte gesellt. Bevor wir los sind durften wir uns selbst das Benzin fuers Boot besorgen. Der Besitzer gab uns den leeren Tank in die Hand, mit dem wir zu einem der Bootshaueser gegangen sind. Dort wird auf den Holzplanken ueber dem Wasser das Benzin aus vorgefuellten Flaschen (je eine Gallone), mit einem Trichter in unseren Tank gefuellt. Umweltschuetzer wuerden die Haende ueber den Kopf schlagen. Aber das Dusch-, Toiletten-, und Abwaschwasser ging ja ebenfalls ins Meer.

Unsere naechste Station war Panama City, die Hauptstadt und moderne Grosstadt. Dort haben wir den Fischmarkt besucht (lecker Ceviche) und uns die Altstadt ¨Casco Viejo¨ angeschaut, mit schoen restaurierten Hauesern, einer Festungsmauer und einem tollen Blick auf die Neue City und deren Hochhauesern. Was nicht fehlen durfte war ein Ausflug zum Panamakanal und deren Schleusen. Kurz nebenbei: Der Kanal ist die einzige Verbindung durch Landmasse zwischen dem Atlantik und dem Pazifik, alternativ muss man ganz Suedamerika umsegeln. Der Kanal ist ueber 81 km lang und fuehrt durch einen Stausee (den Gatunsee) sowie durch drei Schleusenanlagen, die die Schiffe auf die unterschiedlichen Meeresspiegel anheben (insgesamt 26 m). In jedem einzelnen Schleusenvorgang werden mehrere Millionen Tonnen Wasser benoetigt, das aus dem Stausee kommt, und nach dem Schleusen einfach ins Meer abfliesst. Der See fuellt sich in der Regenzeit mit soviel Wasser, dass die Schleusen damit betrieben werden koennen. Derzeit wird eine neue Schleusenanlage gebaut (hierfuer wurde ein Volksentscheid benoetigt, da das betroffene Gebiet Natur-geschuetzt ist. Tiere wurden vor Baubegin umgesiedelt). Die neue Anlage wird das Wasser aus dem Schleusenvorgang wiederverwenden, und die alten Schleusen entlasten. Der Schiffverkehr erfolgt Tag und Nacht. Beim Bau des Kanals sind ueber 20.000 Menschen gestorben, durch Krankheiten wie Gelbfieber und Malaria in der ersten Bauphase der Franzosen. Spaeter haben die Amerikaner die Hoheit ueber das Land um den Kanal erworben und den Kanal fertiggestellt. Aussschliesslich die Amerikaner durften den Kanal betreiben, was immer wieder zu Spannungen zwischen den beiden Laendern fuehrte. Seit dem Jahr 2000 gehoert der Kanal wieder Panama.

Wir waren jedenfalls bei den Miraflores- Schleusen und konnten riesige Containerschiffe beim Verschleusen beobachten. Zwischen der Kanalwand und dem Schiff war teilweise nur eine handbreit Platz. Auf beiden Seiten neben den Schiffen fahren grosse Lokomotiven, die mit Stahlseilen das Schiff zentrieren und das Anstossen an der Wand verhindern. Ist schon beeindruckend!

In Panama City haben wir uns ausserdem den Segeltrip nach Kolumbien ueber ein Hostel organisiert (wie wir schonmal in einem anderen Artikel erwaehnt haben kann man das Gebiet zwischen Panama und Kolumbien, das Darién Gebiet, nur umfliegen oder umschiffen. Es gibt keine Strassen. Als Abenteurer kann man natuerlich versuchen, sich allein durch den sumpfigen Jungel zu schlagen, oder man nimmt sich einen Guide). Das Hostel jedenfalls vermittelt verschiedene Boote und kassiert dafuer Provision. Wir wollten zum naechstmoeglichen Termin losfahren und nur bis kurz hinter die Grenze, nach Sapzurro segeln. Wir haben ein Boot gewaehlt, mit dem das Hostel noch keinerlei Erfahrung hatte. Unser Boot hiess Desdemona und der dazugehoerige Captain Jeff mit Freundin Anne und Hund. Jeff und Anne waren 29 und 28, unsere Gasteltern fuer die naechsten 5 Tage. Wir gaben unser Leben in die Haende von jungen Menschen, die wir nichtmal kannten… ein gewagtes Unternehmen. An Board waren aber noch 4 andere sehr nette Touristen, zwei Jungs aus Australien, die ein Jahr lang um die Welt reisen, und ein franzoesisch-estisches Paar, das seit 6 Jahren zusammen die Welt erkundet (ja, 6 Jahre! Seit dem Studium sind sie schon unterwegs, haben sich in Malaysia kennengelernt, in Indien wiedergetroffen, zwischen den Reisen haben sie 2mal ein Jahr lang in Australien gearbeitet, um sich ihr Geld zuverdienen. Warum bitte hab ich das nicht gemacht???). Alex und ich hatten die groesste Kabine, der Nachteil war allerdings dass sie ganz vorn an der Spitze war, wo es am meisten schaukelt. Am ersten Tag gings abends los, eine Nachtfahrt auf der wir beide nur draussen sassen und uns uebergeben haben (trotz Tabletten!).

Highlight des Segeltrips waren die noch in Panama gelegenen San Blas Inseln, zu denen wir sowieso wollten, und es so eine gute Moeglichkeit war dorthin zu kommen. San Blas ist eine Inselgruppe aus mehr als 300 Inseln, manche so klein dass nur 2 Palmen drauf passen, und sie gehoeren dem Eingeborenenvolk der ¨Kuna¨, die die Inseln unabhaengig verwalten. Sie legen auch die Regeln fuer die Besucher fest, z.B. darf man die Bewohner und deren Haeuser nicht ohne weiteres Fotografieren, man muss vorher fragen, man darf nicht allein an den Strand, man darf keine Kokusnuesse sammeln etc. Die Inseln jedenfalls sind wunderschoen, mit weissem Sand und Palmen, toll zum Schnorcheln. Wie so oft in der Karibik, war es leider oft wolkig. Wir haben auf einer der Inseln ein Dorf besucht (es gibt dort weder Elektrizitaet, noch Frischwasser), einen Abend am Lagerfeuer gegessen, einen anderen Abend bei einem Kunamann in dessen Huette zu Abend gegessen.

Nach den 5 Tagen und einer weiteren Nachtfahrt (diesmal hatte ich 3 Tabletten genommen und schaukelnd geschlafen), waren wir doch froh wieder an Land zu sein, wieder eigener Herr zu sein und vor allem, wieder mehr Platz zu haben, denn es war schon ziemlich beengt auf dem Boot. Angekommen sind wir in Sapzurro, mussten aber gleich mit einer Lancha (einem Schnellboot) in den benachbarten Ort, Capurgana fahren, um dort den Einreisestempel zu bekommen. Beides sind kleine Orte im Darien-Gebiet, nur per Boot oder Flugzeug zu erreichen. Dementsprechend idyllisch war es dort auch, keine Strassen, keine Autos, kein Laerm, kein Gestank! Wir haben uns dort etwas erholt, und eine Wanderung zu einem Wasserfall gemacht, bei der wir einen Strom bestimmt 20mal durchqueren mussten (keine Bruecken).

Von dort mussten wir mit der Lancha in einen Ort namens Turbo fahren, der wieder mit dem Strassennetz Kolumbiens verbunden ist. Eine 9-stuendige Fahrt brachte uns dann in die moderne Grossstadt Medellin. Das war ein krasser Kontrast, nach einer Woche auf dem Meer und der idyllischen Karbikkueste, wieder in einer Millionenstadt mit Autos, Bussen, und sogar einer Metro! Da merkt man erstmal, was fuer ein unheimlicher Stressfaktor so eine Stadt ist, wir waren gleich viel angespannter (ich glaub, ich muss aufs Land ziehen wenn ich wieder zu Hause bin ;-)). Medellin war die Stadt des wohl skupellosesten, brutalsten und maechtisten Drogenbarons der Welt, Pablo Escobar, der in den 70ern und 80ern die Stadt und das Land in seinen Haenden hatte. Er liess mehrere hundert Richter, Polizisten und Staatsanwaelte ermorden, fuehrte auf seiner Hacienda private Hinrichtungen durch und war sogar Politiker! Der Mann ist zum Glueck tot (1993 in Medellin gestorben), und seitdem blueht die Stadt und das Land auf. Heute wird daraus Profit gemacht, kann man Pablo-Escobar-Touren durch die Stadt machen. Die Militaer- und Polizeipraesenz ueberall im Land ist aber doch erstaunlich. In jeder Stadt und auf den Landstrassen stehen Soldaten oder Polizisten. Es gibt in einigen Regionen noch Geruillakaempfe und einige Strecken sollte man meiden da sie von den Drogenhaendler genutzt werden.

Die letzten 3 Tage haben wir in der Kaffeeregion verbracht, in dem kleinen Bergort Salento, und selbst dort gab es ein grosses Polizeiaufgebot. Wir haben dort eine Tour auf eine Kaffeeplantage gemacht, und gelernt wie man Kaffee anbaut, erntet und das leckere Getraenk daraus macht. Wir durften auch ein frisches Gebraeu probieren. Ausserdem haben wir dort noch eine wunderschoene Wanderung zu einer hoch gelegenen Finca gemacht, wo man Kolibris, die winzigen Voegel die stehend fliegen koennen, sehen und ganz dicht fotografieren konnte!

Nun sind wir schon in Ecuador, haben uns vor einer Woche mit unseren Freunden aus Berlin getroffen, Thomas und Janine. Morgen (30.4.) fliegen wir auf die Galapagos-Inseln fliegen um dort eine Kreuzfahrt zu machen. Wir freuen uns! 🙂

Wir hoffen euch gehts gut und hattet ein schoenes Osterfest! Viele neue Fotos findet ihr wieder rechts unter ¨Fotos¨!